Der Schlusssatz hat seine Daseinsberechtigung, aber ich verstehe manchmal nicht, warum ihm so viel Bedeutung beigemessen wird. Er sollte vorhanden sein und mit einem bestimmten Zungenschlag formuliert. Aber in meinen Augen ist er nicht so zentral wie die Anrede.
In der Anrede steht der Name deines Ansprechpartners (es sei denn, es ist keiner in der Ausschreibung genannt). Damit betrittst du persönliches Gebiet – hier kannst du jemandem auf den Fuß treten. Ein Fehler in der Anrede hat größere Auswirkungen als ein unglücklich formulierter Schlusssatz. (Mehr dazu kannst du in meinem Artikel über die Anrede nachlesen: Die richtige Anrede in der Bewerbung: So machst du’s von Anfang an richtig.)
Wenn jemand aufgrund einer einladenden Anrede weiterliest und erkennt, dass du fachlich passt, wirst du in der Regel sowieso eingeladen. Da müsste im Schlusssatz schon ziemlich viel schieflaufen, um sich die Einladung noch zu verspielen.
Haltung im Schlusssatz: Was wirklich zählt
Aus meiner Sicht kommt es beim Schlusssatz vor allem darauf an, aus welcher Haltung – also aus welchem Status – du ihn formulierst.
Status ist die selbst- und/ oder fremdwahrgenommene soziale Position im Gespräch – ausgedrückt durch Körpersprache, Sprache, Energie und innere Haltung. Oder hier eben: durch dein Anschreiben.
Beim Status wird zwischen Hochstatus und Tiefstatus unterschieden
- Hochstatus: souverän, präsent, ruhig, mit innerer Sicherheit, ohne zu dominieren
- Tiefstatus: zurückhaltend, unterwürfig, unsicher oder übermäßig gefällig
Wichtig: Status ist nicht gleich Dominanz. Auch jemand im Hochstatus kann warm, empathisch und verbindend wirken – es geht um innere Selbstachtung, nicht um Macht.
Die häufigsten Haltungsfehler im Schlusssatz
Wie schon erwähnt: Im Schlusssatz kannst du gar nicht so vielfalsch machen, dass du einen ansonsten positiven Eindruck komplett ruinierst. Das gelingt dir eigentlich nur dann, wenn du absolute Don’ts verwendest.
Was diese Don’ts sind – und was stattdessen gut funktioniert – schauen wir uns jetzt an.
1. Unsicherer Tiefstatus
Das erste Don’t ist, einen zu unsicheren (starken) Niedrigstatus einzunehmen.
Beispiele dafür sind:
- Flehen: „Bitte, bitte laden Sie mich ein.“
- Unterwürfigkeit: „Ich weiß, ich passe nicht, aber ich kann es lernen.“
- Bedürftigkeit: „Ich brauche diesen Job unbedingt.“
Zum unsicheren (starken) Niedrigstatus gehören in der Regel auch Formulierungen im Konjunktiv – also Sätze mit hätte, könnte, würde.
Beispiele:
- „Ich würde mich über ein Gespräch freuen.“
- „Es wäre schön, von Ihnen zu hören.“
- „Ich könnte bei Ihnen bestimmt einen Beitrag leisten.“
2. Dominanter Hochstatus
Das zweite Don’t ist ein dominanter (starker) Hochstatus.
Beispiele dafür sind:
- Überheblichkeit: „Wenn Sie mich nicht einladen, entgeht Ihnen etwas.“
- Protzen: „Ich erkläre Ihnen, wie das geht.“
- Forderung: „Bitte senden Sie mir zeitnah drei Terminvorschläge für das Vorstellungsgespräch zu.“
Die Standardhaltung – solide, aber austauschbar
3. Normalstatus
Womit du nicht viel falsch machen kannst, womit du aber Wirkung verschenkst, ist der Normalstatus.
Beispiele:
- „Ich freue mich über eine Einladung.“
- „Ich bin bereit, Ihnen meine Motivation und Qualifikationen im Gespräch näher zu erläutern.“
- „Gerne stehe ich Ihnen für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.“
Das sind häufig verwendete Floskeln, die der Personaler schon hundertmal gelesen hat.
Es ist wie beim Flirten: Eine Frau mit schönen Augen hat dieses Kompliment vermutlich schon oft gehört – es bleibt nicht wirklich hängen.
Im Anschreiben hebst du dich ab, wenn du bewusst eine Formulierung wählst, die sich von Standardfloskeln unterscheidet.
Wie das gelingt, zeige ich dir jetzt.
Zwei Möglichkeiten, um dich im Schlusssatz abzuheben:
Du kannst für dich noch mehr herausholen, wenn du deinen Schlusssatz:
- im bewusst verletzlichen (leichten) Niedrigstatus formulierst oder
- ganz bewusst in den souveränen (leichten) Hochstatus gehst.
Beide Varianten wirken – wenn sie richtig eingesetzt werden – deutlich überzeugender als der Normalstatus.
Zwei wirkungsvolle Haltungen, mit denen du Eindruck machst
4. Bewusst verletzlicher Tiefstatus
Der bewusst verletzliche Tiefstatus eignet sich besonders gut, wenn du eine kleine Schwäche in deinem Lebenslauf hast – bezogen auf die Stelle, auf die du dich bewirbst.
Beispiel: Dein Lebenslauf passt fachlich nicht genau, aber du bringst andere Qualifikationen mit, die das ausgleichen können.
Hier hilft es, diese kleine Schwäche offen und selbstbewusst anzusprechen – ohne dich zu entwerten.
Das ist kommunikativ sehr wirkungsvoll, weil du damit zeigst:
- Selbstreflexion – du weißt, wo du vom Idealprofil abweichst.
- Souveränität – du verschweigst es nicht, sondern sprichst es aktiv an.
- Verbindungskompetenz – du traust deinem Gegenüber zu, damit menschlich umzugehen.
- Integrität – du redest nicht um den heißen Brei, sondern stehst zu dir.
Wenn du eine kleine Schwäche offensiv und verletzlich ansprichst, nimmst du dem Gegenüber den Wind aus den Segeln.
Kein: „Warum steht das da nicht?“
Oder: „Meine Güte, wenn ich ihm das erst erklären muss, laden wir lieber jemand anderen ein.“
Du schaffst so Vertrauen. Es wirkt nicht wie ein Defizit, sondern wie ein bewusster Entwicklungspunkt.
Oft entsteht sogar Sympathie oder Respekt – weil Menschen mit Mut zur Offenheit eher vertraut wird.
Beispiel für einen solchen Schlusssatz:
„Ich weiß, dass mein Werdegang nicht ganz typisch für Ihre Branche ist – gerade deshalb wünsche ich mir die Chance, ihn mit Ihnen persönlich zu besprechen und Ihnen zu zeigen, wie ich dies mit meinen Fähigkeiten, die ich in [Bereich X] erlernt habe, ausgleichen kann.“
Weitere Beispiele, bei denen du einen bewusst verletzlichen Tiefstatus einnimmst:
Nach einer längeren Auszeit:
„Nach meinem Sabbatical freue ich mich darauf, meine Erfahrungen, frische Motivation und neue Ideen in Ihrem Unternehmen einzubringen.“
Fehlende Branchenerfahrung:
„Zwar habe ich bisher noch nicht direkt in der [Branche X] gearbeitet, doch meine Erfahrungen aus [Branche Y] sind strukturell sehr ähnlich – diese möchte ich bei Ihnen gezielt einbringen und weiterentwickeln.“
5. Souveräner Hochstatus
Wenn du fachlich gut zum Stellenprofil passt und keine Schwäche in deiner Passung vorliegt, empfehle ich dir eine selbstbewusste Ansprache im souveränen (leichten) Hochstatus.
Beispiel:
„Ich freue mich auf das Gespräch, um gemeinsam zu besprechen, wie ich meine Erfahrungenaus der Tätigkeit als X bei Ihnen gewinnbringend einbringen kann.“
oder
„Ich bin überzeugt, dass meine Fähigkeiten im Bereich [X] gut zu Ihren Anforderungen passen – gerne zeige ich Ihnen im Gespräch, wie ich damit zur Weiterentwicklung Ihres Teams beitragen kann.“
oder
„Gerne erläutere ich Ihnen in einem Gespräch, wie ich meine Erfahrungen aus [Bereich X] konkret mit Ihren aktuellen Herausforderungen verbinden kann.“
In diesem Schlusssatz nimmst du deine persönlichen und fachlichen Stärken aktiv in die Hand, stellst klar: Das bringe ich mit, das passt zu Ihrer Ausschreibung – lassen Sie uns darüber sprechen, wie ich das bei Ihnen optimal einbringen kann – und welche Rahmenbedingungen Sie im Gegenzug anbieten.
So stellst du Augenhöhe her – souverän und interessant.
Achte dabei: Der Grad zur Überheblichkeit (dominanter Hochstatus) ist hier schmal. Bleibe präsent und selbstbewusst – ohne den Bogen zu überspannen.
Ich hoffe, dass ich dir mit meinen Erläuterungen zum Hoch- und Tiefstatus ein gutes Gespür dafür vermitteln konnte, welchen Ton du in deinem Schlusssatz am besten triffst.
Mir ist wichtig, dass du verstehst, wie Schlusssätze wirken – und warum manche Sätze dich stärker unterstützen als andere.
Letztlich ist der Schlusssatz in deiner Bewerbung dein persönlicher Call-to-Action.
Wenn du ihn bewusst formulierst, kannst du am Ende deines Anschreibens nochmal gezielt auf dich aufmerksam machen.
Ein starker Schlusssatzsorgt dafür, dass du im Gedächtnis bleibst – und nicht in der Menge untergehst.
Call-to-Action: Was macht einen guten Schlusssatz aus?
Im Grunde hast du jetzt bereits alle wichtigen Bausteine, dieeinen guten Call-to-Action in einer Bewerbung ausmachen. Ein starker Schlusssatz bewirkt, dass du:
- Selbstbewusstsein signalisierst
→ Du zeigst, dass du deine Stärken (und ggf. auch kleine Schwächen) reflektiert benennen kannst – und dass du motiviert bist, den nächsten Schritt zu gehen.
- Die Initiative weitergibst
→ Du übergibst dem Arbeitgeber auf freundliche und bestimmte Weise den nächsten Schritt – ohne zu bitten, zu flehen oder dich kleinzumachen.
- Einen klaren Schlusspunkt setzt
→ Ein gut formulierter Call-to-Action rundet dein Anschreiben professionell ab und bleibt im Kopf.
- Dich von anderen Bewerbern abhebst
→ Viele Bewerbungen enden im Konjunktiv („Ich würde mich freuen...“). Ein aktiver, selbstbewusster Schlusssatz zeigt: Du stehst hinter deinem Profil und weißt, was du kannst.
Mein persönlicher Tipp an dich:
Viele Bewerber suchen nach einem perfekten Schlusssatz, den sie einfach übernehmen können. Das Problem: Diese Sätze wirken oft austauschbar – und fallen Personalern auf.
Sei schlau. Nutze Vorlagen als Inspiration, nicht als Copy-Paste-Lösung.
Formuliere lieber einen Schlusssatz, der zu dir passt.
Dafür brauchst du:
❯ Klarheit über deine Stärken, Schwächen, Ziele und Persönlichkeit.
Wenn du diese Klarheit hast, findest du deine Formulierung fast von selbst.
Wenn du willst, unterstütze ich dich dabei – im kostenlosen Erstgespräch.
Hier geht's zum kostenlosen Erstgespräch.
Die von mir geschilderte Struktur kannst du anwenden auf:
- Bewerbungen für eine Ausbildung
- Bewerbungen für ein Praktikum
- Bewerbungen als Führungskraft
(Für leitende Positionen gilt: Selbstverständnis statt Zurückhaltung. Du bewirbst dich nicht nur – du bringst Vision mit.)
- Bewerbungen als Quereinsteiger
(Zeige hier, dass du die Brücke schlagen kannst und aufzeigst welcher deiner Fähigkeiten für den Neueinstieg anwendbar sind.)
- Interne Bewerbungen
- Bewerbungen im Öffentlichen Dienst
Hier zählt Seriosität, Verlässlichkeit und eine klare, sachliche Sprache. Der Schlusssatz sollte entsprechend zurückhaltend, aber selbstbewusst formuliert sein, z.B.:
„Ich freue mich auf das persönliche Gespräch, in dem wir gemeinsam besprechen, wie ich meine fachlichen Erfahrungen wirkungsvoll in Ihre Einrichtung einbringen kann.“
oder:
„Gerne zeige ich Ihnen im Gespräch, wie ich mit meiner strukturierten Arbeitsweise und meinem Verantwortungsbewusstsein einen verlässlichen Beitrag zu Ihrem Team leisten kann.“
oder:
„Ich bin überzeugt, dass meine Kompetenzen gut zu den Anforderungen dieser Position passen – gerne erläutere ich Ihnen im persönlichen Gespräch, wie ich sie im Sinne Ihrer Ziele einsetzen kann.“
- Bewerbungen bei Startups und kreativen Branchen (wie z. B. Marketingagenturen)
diese sind oft lockerer unterwegs. Hier kann es auch mal so klingen:
„Ich freue mich, wenn wir uns bei einem Kaffee – oder im Videocall – persönlich kennenlernen.“
oder:
„Bereit für frische Ideen? Ich freue mich auf den Austausch.“
oder:
„Ich bin bereit für frische Projekte – und neugierig, wie ich Ihre Ideen mit meinen Fähigkeiten ergänzen kann.“
- Bewerbungen per E-Mail
(Digital, aber professionell – bitte keine Messenger-Sprache.)
❯Besonderheiten in Österreich:
In der Regel gelten die gleichen Formulierungsstandards wie in Deutschland.
❯Besonderheiten in der Schweiz:
Die Formulierungen sind oft etwas formeller und zurückhaltender.
Beispiel:
- „Ich freue mich darauf, Ihnen im Gespräch persönlich aufzuzeigen, wie ich Ihre Ziele mit meinem Fachwissen und meinem Engagement wirkungsvoll unterstützen kann.“
- „Gerne erläutere ich Ihnen in einem persönlichen Gespräch, weshalb ich überzeugt bin, mit meiner Erfahrung einen wertvollen Beitrag für Ihr Unternehmen leisten zu können.“
- „Für ein persönliches Kennenlernen, bei dem wir gemeinsam prüfen, ob meine Kompetenzen und Ihre Anforderungen zueinander passen, danke ich Ihnen im Voraus herzlich.“
Achte außerdem auf sprachliche Eigenheiten, wie zum Beispiel:
„Freundliche Grüsse“ statt „Mit freundlichen Grüßen“ bei der Verabschiedung.
❯Bewerbungen auf Englisch im deutschsprachigen Raum:
Falls du dich auf eine englischsprachige Stelle bewirbst, wäre eine gängige Formulierung:
„I look forward to the opportunity to further discuss how I can contribute to your team.”
Wichtig: Auch im Englischen sollte der Ton professionell, aktiv und klar bleiben – und zum Stil des Unternehmens passen.
❯Tonfall anpassen:
Beim Tonfall kannst du dich – genau wie bei der Anrede – an der Sprache in der Stellenausschreibung orientieren.
Letztlich entscheidend: Der Schlusssatz muss zu dir und zum Sprachstil des Arbeitgebers passen.
Fazit: Der Schlusssatz ist der Übergang zum nächsten Schritt
Dein Schlusssatz ist keine Abschlussfloskel – er ist eine Einladung zu mehr.
Er ist der Übergang in die nächste Kontaktstufe.
Damit zeigst du:
- Du willst ins Gespräch.
- Du hast etwas beizutragen.
- Du bist bereit, dich zu zeigen.
❯ Wer weiß, was er will, rundet auch den letzten Satz seiner Bewerbung überzeugend ab.
Wenn du einfach ohne Schlusssatz dein Anschreiben beendest, wirkt das wie auf einer Hochzeits- oder Geburtstagsfeier ohne dich zu verabschieden: Es könnte fehlende Wertschätzung signalisieren – oder einfach seltsam wirken. Und das willst du vermeiden.
Dein nächster Schritt
Du willst deine Bewerbung mit einem passenden Schlusssatz abrunden?
Dann nutze die Gelegenheit für ein kostenloses Erstgespräch mit mir.
❯ Wir schauen gemeinsam auf dein Bewerbungsschreiben – und entwickeln eine Sprache, die zu dir passt. Nicht nur für den Schlusssatz, sondern schon beginnend bei der Anrede.
Buche dir hier dein kostenloses Erstgespräch!