Die Anrede ist der erste Satz deiner Bewerbung – und sie entscheidet oft darüber, ob deine Unterlagen mit Offenheit oder mit Skepsis gelesen werden.
In diesem Artikel erfährst du:
- Hacks für die richtige Gestaltung der Anrede
- Wie du dich verhältst, wenn dir ein Ansprechpartner fehlt
- Was bei englischsprachigen Bewerbungen wichtig ist
Ich gebe dir Empfehlungen und teile mit dir meine persönliche Beobachtungen als Personaler.
Warum die Anrede in der Bewerbung unterschätzt wird
Oft wird die Anrede als bloße Formalität betrachtet: Ohne viel Nachdenken wird unbedarft eine Formulierung gewählt, die irgendwie passend erscheint. Das gelingt auch meistens – mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ machst du selten etwas falsch. Aber: du verschenkst Wirkung. Die passende Anrede vermittelt nämlich: Respekt, Aufmerksamkeit und Eigeninitiative.
Eine unpassende Anrede wirkt wie ein unbeabsichtigter Tritt auf den Fuß
Eine Freundin sagte mir kürzlich, dass sie sich bei mehreren Arbeitgebern für einen Nebenjob während des Studiums beworben habe. Sie hat in einem Fall die Stellenausschreibung zu schnell gelesen und die Inhaberin mit „Sehr geehrter Herr...“ angeschrieben. Daraufhin kam prompt die Absage mit der Begründung: „ich bin eine Frau, und wer das übersieht, könne gar nicht geeignet sein“. In diesem Fall war der Schnitzer vielleicht sogar ein Glücksfall und hat ihr die Zeit eines Bewerbungsgesprächs erspart. Aber das Beispiel zeigt, wie schnell persönliche Befindlichkeiten bei der Personalauswahl eine Rolle spielen und ins Gewicht fallen.
Ein weiteres Beispiel aus dem Flirtkontext
Wer schon einmal geflirtet hat, kennt das bestimmt: Du lernst jemanden kennen, es entsteht ein Flirt – und plötzlich fällt dir auf, dass du dir vor lauter Adrenalin den Vornamen deiner Angebeteten nicht gemerkt hast.
Wenn du dann nach dem Treffen nochmal nachfragen musst, kann das nicht nur peinlich sein, sondern bei deinem Gegenüber schnell Fragen aufwerfen wie:
„Hat er sich überhaupt mit mir beschäftigt?“
„Wie sehr bin ich gemeint?“
„Hat er viele neben mir?“
„Wenn er sich wirklich für mich interessieren würde, dann wüsste er doch meinen Namen!“
Das ist menschlich – solche Gedanken entstehen ganz automatisch, weil Namen Nähe und Bedeutung signalisieren. Dieses Prinzip wirkt unbewusst auch im Bewerbungskontext: Dort sollst du nicht flirten, aber du unbedingt den Namen deiner Ansprechperson kennen.
Warum die persönliche Anrede in der Bewerbung wichtig ist
Die persönliche Anrede verleiht der angesprochenen Person Bedeutung – sie fühlt sich direkt gemeint und wertgeschätzt. Selbst wenn der Name bereits in der Stellenausschreibung stand, zeigt die persönliche Anrede Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Sie signalisiert: Hier hat sich jemand Mühe gegeben, meint es ernst und kennt die Gepflogenheiten im Bewerbungsprozess.
All das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass deine Unterlagen mit mehr Interesse gelesen werden – und genau das willst du.
Woher bekommst du den Namen deiner Ansprechperson?
Der Name deiner Ansprechperson steht in vielen Fällen direkt in der Stellenausschreibung. Hier findest du entweder den Namen des zuständigen Managers aus der Personalabteilung und/ oder den Namender zuständigen Person aus der Fachabteilung. Das hängt davon ab,wie der Bewerbungsprozess beim Arbeitgeber gestaltet ist. Meistens siehst du den Namen des Personalmanagers.
Was tun, wenn kein Name vorhanden ist?
Du sitzt vor der Stellenausschreibung, liest alles zweimal – aber: kein Name, keine Kontaktperson. Was jetzt?
In dieser Situation machen es sich viele einfach und schreiben:
„Sehr geehrte Damen und Herren, …“
Aber: das macht jeder und du willst dich abheben von der Konkurrenz. Deshalb gibst du dir an dieser Stelle mehr Mühe und versuchst zumindest den Namen herauszufinden. Das soll keine stundenlange Recherche werden, aber zumindest ein kurzer Zeitinvest. Was machst du jetzt?
Du kannst schauen:
- Im Karrierebereich der Unternehmenswebseite nach dort erwähnten Ansprechpartnern.
- Bei LinkedIn oder Xing (z.B. Suche nach „HR + Firmenname“)
Bitte beachte:
Ich bin großer Freund die Person anzusprechen, die tatsächlich für deine Stellenausschreibung zuständig ist. Bitte nenne nicht einfach irgendeinen Namen aus Personal- oder Fachbereich. Nur weil diese dort arbeiten, heißt das nicht, dass diese auch zugeteilter Ansprechpartner für die Ausschreibung sind, auf die du dich bewerben willst. Den Namen einzusetzen von jemandem der nicht zuständig ist, produziert intern eventuell mehr Abstimmungsaufwand und im ungünstigsten Fall landet deine Bewerbung bei der falschen Person und im allerungünstigsten Fall geht diese unter und wird versehentlich nicht berücksichtigt. Das heißt: Wenn du keine eindeutige Zuordnung zu deiner Stellenausschreibung treffen kannst, und du eine Telefonnummer von Personal- oder Fachbereich findest, ruf kurz dort an und frag wen du adressieren darfst. Findest du auch für diese Bereiche keine Nummer, kannst du die Zentrale anrufen.
Erst wenn dieser kurze Zeitinvest ohne Ergebnis bleibt, halte deine Anrede allgemein. Schreibe:
- Sehr geehrte Damen und Herren
Oder, wenn du es ein wenig moderner und weniger formell willst:
- „Guten Tag [Team Recruiting]“
- „Sehr geehrtes Recruiting-Team,“
Eine etwas lockere Ansprache empfiehlt sich vor allem bei Startups, kleinen Unternehmen oder einer Duz-Kultur wie z.B. bei Marketingagenturen.
Tipp: Sei vorbereitet, wenn du anrufst
Achso und noch ein Tipp: wenn du zum Hörer greifst, könnte es sein, dass du direkt mit dem zuständigen Manager sprichst. Sei dann nicht überrascht sondern vorbereitet. Sollte dieser offen sein, kannst du das mit einem kurzen Smalltalk verbinden und etwas über die Stelle in Erfahrung bringen. Das heißt: Überlege dir im Vorhinein zwei, drei kurze Fragen, die im Vorfeld für dich wichtig sind zu wissen. Ein kurzer Smalltalk hat den Vorteil, dass du hier positiv in Erinnerung bleiben kannst und im Falle eines Bewerbungsgesprächs dein Name bereits einmal gefallen ist.
Die Anrede auf Englisch: Was du wissen solltest
Auch wenn ich mich auf Bewerbungen im deutschsprachigen Raum spezialisiert habe, kommt im Bewerbungskontext immer wieder die Frage auf:
„Wie spricht man eigentlich eine Führungskraft in einer englischen Bewerbung korrekt an?“
Die kurze Antwort auch hier:
Höflich, direkt und möglichst persönlich.
Die klassische Form, wenn du den Namen kennst, lautet:
- Dear Mr [Last Name],
- Dear Ms [Last Name],
Achte darauf, „Ms“ zu verwenden, wenn du den Familienstand nicht kennst – das ist die neutrale und im Geschäftsleben gängige Form.
Falls du keinen Namen findest, bieten sich folgende Varianten an:
- Dear Hiring Team,
- Dear Recruitment Department,
Das ist persönlicher als das unpersönliche „To whom it may concern,“, das im modernen Bewerbungsumfeld nur noch selten empfohlen wird.