Du sollst ein Motivationsschreiben verfassen – weißt aber nicht genau, was der Unterschied zum Anschreiben ist? Oder du suchst nach einem Aufbauschema und einem passenden Beispiel?
In diesem Artikel erfährst du:
- worin sich ein Motivationsschreiben von Anschreiben und Lebenslauf unterscheidet,
- wann und für welche Bewerbungen es notwendig ist (z. B. für Job, duales Studium oder Ausbildung?),
- wie du dein Motivationsschreiben überzeugend aufbaust – inklusive eines Beispiel-Schreibens,
- und welche typischen Fehler du vermeiden solltest.
Der Beitrag richtet sich vor allem an Bewerber, die ein Motivationsschreiben für den Job, ein duales Studium oder eine Ausbildung schreiben wollen. Du kannst ihn aber auch als Orientierung nutzen, wenn du ein Motivationsschreiben für ein Studium an der Hochschule oder ein Stipendium brauchst.
Was ist ein Motivationsschreiben?
Im Gegensatz zum Bewerbungsanschreiben geht das Motivationsschreiben eine Ebene tiefer. Es fragt nach deiner Persönlichkeit:
„Wer bist du als Mensch, was ist dein Weg und weshalb willst du diesen gehen?“
Ein Motivationsschreiben sollte in der Regel eine Seite lang sein – bei aufwendigeren Bewerbungen, etwa im akademischen Kontext, sind bis zu zwei Seiten möglich.
Wann benötigst du ein Motivationsschreiben?
Ein Motivationsschreiben wird nur in bestimmten Fällen verlangt. Sieh es als Zusatzdokument, das dir helfen kann, dich von anderen abzuheben.
Du benötigst ein Motivationsschreiben, wenn:
1. ... es in der Stellenausschreibung gefordert wird
Das ist häufiger in der Wirtschaft der Fall als im öffentlichen Dienst, wo es eher selten verlangt wird. Verpflichtend ist es meist bei Stipendien, dualen Studiengängen oder Trainee-Programmen.
In diesen Fällen ersetzt es teilweise das klassische Anschreiben – insbesondere bei Stipendien und dualen Studiengängen. Bei klassischen Jobbewerbungen ist es dagegen eher eine Ergänzung zum Anschreiben
2. ... du dich initiativ bewirbst oder bewusst einen Akzent setzen willst
Wenn du dich ohne konkrete Stellenausschreibung bewirbst (also initiativ) oder deine Persönlichkeit stärker hervorheben möchtest, kann ein Motivationsschreiben helfen, Interesse zu wecken und dich von anderen Bewerbern abheben.
3. ... du eine Lücke, einen Bruch oder einen Quereinstieg erklären willst
Ein Motivationsschreiben eignet sich ideal, um Hintergründe zu erklären:
- Warum hast du eine Auszeit genommen?
- Was hat dich zu einer beruflichen Neuorientierung bewegt?
- Welche Perspektive verfolgst du mit deiner Bewerbung?
Tipp:
Auch wenn es nicht ausdrücklich verlangt wird, kann ein Motivationsschreiben eine sinnvolle Ergänzung sein – besonders in Berufen, in denen Persönlichkeit, Werte und Soft Skills eine zentrale Rolle spielen.
Wie unterscheidet sich ein Motivationsschreiben von Anschreiben und Lebenslauf?
Anschreiben, Lebenslauf und Motivationsschreiben erfüllen jeweils eine eigene Funktion in deiner Bewerbung:
Anschreiben
→ Verknüpfung zwischen dir und der konkreten Stelle
Das Anschreiben stellt den Bezug zur Stellenausschreibung her auf die du dich bewirbst. Es sollte individuell darauf zugeschnitten sein und argumentiert, warum du fachlich und persönlich zur ausgeschriebenen Position passt.
Typischer Fokus:
- Welche deiner Erfahrungen und Kompetenzen passen konkret zur Aufgabe?
- Warum bist du ein guter Fit für das Unternehmen?
- Was reizt dich an der Stelle?
Ziel:
Eine souveräne, überzeugende Bewerbung auf eine bestimmte Stelle – möglichst auf einer Seite.
Lebenslauf
→ Fakten und Stationen
Der Lebenslauf listet deine beruflichen Stationen, Qualifikationen und Erfahrungen auf. Er zeigt:
Was hast du wann gemacht.
Typischer Fokus:
- Berufserfahrung
- Ausbildung
- Kenntnisse & Fähigkeiten
- ggf. Hobbys oder Engagement
Ziel:
Was du wann gemacht hast – tabellarisch, auf einen Blick.
Motivationsschreiben
→ Einblick in Persönlichkeit, Haltung und Antrieb
Das Motivationsschreiben geht einen Schritt tiefer: Es erklärt, wer du als Mensch bist, was dich antreibt und wie du beruflich wirken willst. Es ist nicht zwingend auf eine einzelne Stellenausschreibung begrenzt – sondern beschreibt deinen Weg, dein Selbstbild und deine Motivation.
Typischer Fokus:
- Wer bist du – jenseits von Stationen?
- Was willst du im Beruf verwirklichen?
- Was ist dir wichtig – im Arbeiten, im Miteinander, im Sinn deiner Arbeit?
- Warum passt du mit deiner Persönlichkeit zum Unternehmen?
Ziel:
Ein persönlich motivierter Text, der zeigt, was dich beruflich antreibt – und warum genau dieses Unternehmen zu dir passt.
So baust du dein Motivationsschreiben auf – mit Beispiel
Für wen dieser Leitfaden gedacht ist
Du findest hier einen Leitfaden, wie du dein Motivationsschreiben wirkungsstark aufbauen kannst inklusive eines Beispielschreibens. Mir ist wichtig, es möglichst praxisnah für dich zu halten. Den Leitfaden kannst du verwenden für Motivationsschreiben in folgenden Fällen:
- Bewerbungen auf Jobs (v. a. in werteorientierten Organisationen)
- Duales Studium
- Ausbildung
- Quereinstieg oder berufliche Neuorientierung
Einschränkungen für rein akademische Motivationsschreiben
Bei Bewerbungen auf Bachelor- oder Masterstudiengänge ausschließlich an Hochschulen – insbesondere im Ausland oder im Masterbereich – gelten oft andere Schwerpunkte:
- Warum dieses Studienfach?
- Was ist dein fachlicher Hintergrund?
- Welche wissenschaftlichen Interessen verfolgst du?
- Was willst du forschend oder akademisch erreichen?
In diesen Fällen ist eine akademischere Sprache mit stärkerem Fachbezug gefragt.
Der inhaltliche Aufbau deines Motivationsschreibens – Schritt für Schritt
So kannst du dein Motivationsschreiben aufbauen: nach dem Prinzip „Ich bin – Ich kann – Ich will“. Diese einfache Struktur hilft dir, deine Persönlichkeit greifbar zu machen – und zugleich eine klare Verbindung zwischen dir, deiner Arbeitsweise, deiner Motivation und dem Arbeitgeber herzustellen, bei dem du dich bewirbst. Formulierungsbeispiele zu den einzelnen Gliederungspunkten findest du über den hinterlegten Link.
1. Einleitung
→ Ziel: In dein Motivationsschreiben einführen, Leser abholen, Ton setzen
Ich bin – Wer du bist und woher du kommst (Identität)
2. Deine Persönlichkeit, dein erwachsenes Ich: Wer bist du jetzt?
→ Ausschließlich persönlich
Hier geht es darum, dich erst einmal vorzustellen: Wie bist du als Mensch und Persönlichkeit: Welche Werte und Haltungen leiten dich? Wie gehst du mit Menschen, Situationen und Herausforderungen um?
3. Was hat dich geprägt?
→ Persönlich mit Bezug zur beruflichen Haltung.
Nachdem du dich vorgestellt hat, erläuterst du, wie dich dein Umfeld beeinflusst hat und wie du der geworden bist, der du jetzt bist. Du sprichst hier über persönliche Stationen, prägende Erfahrungen oder Vorbilder, z.B. auch aus Kindheit, Jugend oder Schule. Auch das familiäre oder soziale Umfeld darfst du hier nennen, wenn es dich geprägt hat.
4. Was treibt dich an?
→ Innere Motivation (=persönliches „Warum“): persönlich mit anschließender Brücke zum Beruf.
Jetzt erläuterst du, was dich als Mensch im Innersten antreibt – und wie du diesen Antrieb im Berufsleben einsetzen willst. Du kannst dir auch die Frage stellen:
„Was motiviert mich, wenn ich morgens aufstehe – und was will ich mit dieser Energie in meiner beruflichen Rolle zur Entfaltung bringen?“
Ich kann – Verhalten, Arbeitsweise, Wirkung (Kompetenz)
5. Was dich im Berufsalltag auszeichnet
→ Hier erläuterst du deine Kompetenzen:
- Wie arbeitest du mit anderen zusammen (Arbeitsweise)?
- Welches Verhalten zeichnet dich aus?
- Und mit welchen Ergebnissen trägst du zum Gelingen von Prozessen, Projekten oder Teamarbeit bei?
Ich will – Was dich antreibt, wohin du willst, und warum genau hier (Motivation)
6. Was willst du als Persönlichkeit im Berufsleben verwirklichen? (Ich-zentriert)
→ Deine persönliche Vision für berufliche Wirkung, Gestaltungsspielraum, Beitrag.
7. Warum dein Weg bei diesem Arbeitgeber? (Beziehungs-zentriert)
→ Verbindung zwischen deiner persönlichen Motivation und der beruflichen Rolle einerseits und dem Unternehmen andererseits.
8. Wohin du mit diesem Arbeitgeber wachsen willst (zukunftsorientiert & kooperativ)
→ Persönliche und berufliche Entwicklungsperspektive mit Blick auf Arbeitgeber.
9. Zusammenfassung
- Eine kurze Zusammenfassung deiner Motivation (ohne Wiederholungen, aber mit klarem Fokus).
- Einen positiven Ausblick, z. B. auf ein Gespräch oder den nächsten Schritt,
- Eine authentische Abschlussformel, die dein Interesse nochmals betont, ohne unterwürfig zu wirken (leichter Niedrigstatus oder souveräner Hochstatus).
❯ Mehr zum Thema Status findest du in meinem Artikel:
„Schlusssatz einer Bewerbung: So überzeugst du mit Haltung – und vermeidest typische Floskeln“.
Motivationsschreiben (Bewerbung als Projektmanager)
Das folgende Beispiel zeigt dir, wie du deine Persönlichkeit und Motivation strukturiert und glaubwürdig darstellen kannst:
❯ Motivationsschreiben Projektmanager – vollständiges Beispiel
Häufige Fehler im Motivationsschreiben – und wie du sie vermeidest
Hier findest du häufige Fehler und wie du es besser machen kannst:
❯ Was du im Motivationsschreiben vermeiden solltest (Häufige Fehler)
Zusammenfassung
Ein gelungenes Motivationsschreiben gibt Einblick in deine Persönlichkeit, deinen Weg und deine Motivation. Es schafft zugleich eine Verbindung zum Unternehmen. Wenn es dir gelingt, geschickt zu formulieren, was dich antreibt und wohin du willst, entsteht ein authentischer Text über dich, der dich von anderen Bewerbern abhebt und Lust macht, dich kennenzulernen.
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