Was ist ein Konfliktgespräch? (Definition)
Stell dir vor: Du bist im Bewerbungsgespräch und plötzlich sollst du ein Konfliktgespräch führen. Keine Panik! Viele Bewerber stehen genau vor dieser Herausforderung – und genau hier kannst du punkten! In diesem Artikel zeige ich dir, wie du souverän bleibst und die Übung meisterst.
Ein Konfliktgespräch ist ein strukturiertes Gespräch zwischen zwei oder mehr Gesprächspartnern. Es zielt darauf ab, bestehende Konflikte oder Missverständnisse offen anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Gerade im Bewerbungsprozess kann ein souverän geführtes Konfliktgespräch über Zu- oder Absage entscheiden.
Wenn du auf der Suche nach einem Leitfaden für ein Konfliktgespräch bist, findest du in diesem Artikel wichtige Anregungen.
Im Kern ist es ein Kommunikationsinstrument zur konstruktiven Konfliktlösung. Entscheidend sind dabei eine offene, respektvolle Haltung, aktives Zuhören und eine lösungsorientierte Gesprächsführung.
Konfliktgespräch im Bewerbungsprozess
Im Bewerbungskontext wird ein Konfliktgespräch gezielt eingesetzt, um die Kommunikations- und Konfliktfähigkeit eines Bewerbers zu testen. Arbeitgeber legen großen Wert auf sogenannte Soft Skills, also soziale und persönliche Kompetenzen, insbesondere in Berufen mit Teamarbeit, Kundenkontakt oder Führungsverantwortung.
In Bewerbungsgesprächen oder Assessment Centern wird deshalb häufig eine simulierte Konfliktsituation gestellt, zum Beispiel mit einem Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden.
Dabei wird geprüft, wie der Bewerber in einer emotional aufgeladenen oder herausfordernden Situation reagiert:
- Bleibt er ruhig und sachlich?
- Kann er unterschiedliche Perspektiven einnehmen?
- Sucht er nach einer beidseitigen Lösung oder geht er in Konfrontation?
Ein souveräner Umgang mit Konflikten gilt heute als Schlüsselkompetenz. Ein gut geführtes Konfliktgespräch liefert der Auswahlkommission wertvolle Hinweise auf soziale Reife, emotionale Intelligenz und Problemlösungsfähigkeit.
Typischer Ablauf eines Konfliktgesprächs
Der typische Ablauf eines Konfliktgesprächs im Bewerbungskontext sieht meist wie folgt aus
1. Verstehen der Ausgangssituation
Zu Beginn erhältst du die Aufgabenstellung, die die Konfliktsituation beschreibt, für die du die Gesprächsführung übernehmen sollst.
Beispiel:
„Ein Mitarbeiter kritisiert deine Arbeitsweise in einem Projekt. Er wirft dir vor, als Führungskraft zu langsam zu agieren und dadurch das Projekt zu gefährden. Er hat sich bereits bei deinem Chef beschwert, der dich nun kritisch beäugt. Dir scheint eher, dass dieser Mitarbeiter Däumchen dreht. Du entschließt dich, ein Gespräch mit ihm zu führen.“
Tipp:
Schaue dir die Aufgabenstellung genau an. Versuche zu verstehen, worum es wirklich geht. Oft liegen die Ursachen für Konflikte nicht nur im Offensichtlichen, sondern in versteckten Meinungsverschiedenheiten oder unterschiedlichen Perspektiven.
2. Rolle aktiv annehmen
Nimm deine Rolle in der simulierten Situation an und führe das Gespräch möglichst authentisch und empathisch. Konzentriere dich auf dein Ziel: eine konstruktive Lösung zu finden
3. Gesprächsgrundlage schaffen: Vertrauen und Wertschätzung vermitteln
Starte das Gespräch nicht mit Vorwürfen. Bedanke dich zunächst für das Erscheinen („Danke, dass Sie sich Zeit nehmen.“) und zeige Interesse am Befinden deines Gegenübers („Wie geht es Ihnen?“).
Die Antworten geben dir bereits Hinweise darauf, wo dein Gesprächspartner emotional steht
4. Offene Fragen stellen, aktiv zuhören und nachhaken
Du hast nicht immer das vollständige Bild. Stelle daher offene Fragen und achte genau auf den Wortlaut. Hake bei Auffälligkeiten nach, zum Beispiel bei Füllwörtern wie „eigentlich“, besonders knappen oder schnippischen Antworten. Diese Hinweise sind oft Schlüssel, um das eigentliche Problem zu erkennen und zur Sprache zu bringen – eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Lösungsfindung.
5. Eigene Sichtweise darstellen und Verständnis zeigen
Formuliere deine Perspektive mit „Ich-Botschaften“ und zeige Verständnis für den Standpunkt deines Gegenübers:
„Ich verstehe Ihren Standpunkt. Mir ist es aber auch wichtig, dass Sie meine Sichtweise verstehen: …“
„Ich nehme war, dass...
6. Lösungsorientiertes Einbinden
Binde dein Gegenüber aktiv in die Lösungsfindungein:
„Welche Vorschläge haben Sie, um das Problem gemeinsam zu lösen?“
So wird die gefundene Lösung eher mitgetragen.
7. Klares Fazit oder Vorschlag formulieren
Fasse am Ende die wichtigsten Punkte zusammen und vereinbare konkrete nächste Schritte, zum Beispiel regelmäßige Abstimmungstreffen.
Warum ist dieser Ablauf so wichtig?
Personaler achten in Konfliktsituationen besonders auf:
• Kommunikationsverhalten
• Selbstkontrolleunter Druck
• Empathie und Konfliktfähigkeit
• Lösungsorientiertes Denken
Wenn du ruhig bleibst, Verständnis zeigst und aktiv nach einer Lösung suchst, überzeugst du doppelt: als Führungskraft und als künftiger Kollege.
Meine Erfahrungen als Rollenspieler und Kommissionsmitglied
Ich habe selbst zahlreiche Konfliktgespräche als Kommissionsmitglied und Rollenspieler begleitet – insbesondere im Auswahlverfahren für Führungspositionen, von Einstiegs- bis hin zur höchsten Führungsebene.
Typischer Ablauf:
Die Kommission (bestehend aus Personal- und Fachbereich) beobachtet, während der Bewerber die Rolle der Führungskraft übernimmt. Der Rollenspieler stellt dabei den „Problembringer“ dar.
Ziel der Übung:
Es geht nicht darum, dich zu ärgern, sondern dich besser kennenzulernen. Die Kommission möchte sehen, wie du in einer schwierigen Gesprächssituation agierst, nicht nur in einem klassischen Frage-Antwort-Spiel.
Beobachtungen aus der Praxis:
Als Rollenspieler sehe ich regelmäßig, dass Bewerber zwar theoretisch geschult sind, in der Simulation aber an ihre Grenzen stoßen.
Konfliktgespräche als Spiegel der Unternehmenskultur:
Sie zeigen, wie Bewerber geprägt sind. Droht jemand direkt mit Disziplinarmaßnahmen, deutet das oft auf Erfahrungen in einer harten Unternehmenskultur hin.
Je nach Arbeitgeber wird der gleiche Gesprächsverlauf unterschiedlich bewertet:
- Der eine bevorzugt durchsetzungsstarke Gesprächsführung
- Der andere legt mehr Wert auf Empathie
Am weitesten verbreitet ist jedoch eine lösungsorientierte, kooperative und empathische Gesprächsführung. An dieser solltest du dich idealerweise orientieren.
Gesprächsführung: situativ und empathisch
Es gibt viele Techniken zur Gesprächsführung. Ich persönlich arbeite am liebsten situativ-empathisch. Das bedeutet: Ich orientiere mich an dem, was mir mein Gegenüber im Moment zeigt: Körpersprache, Stimmlage, Wortwahl.
Wenn jemand z. B. das Wort „eigentlich“ benutzt, frage ich: „Was meinen Sie mit ‚eigentlich‘?“ Klingt mein Gegenüber gereizt, spreche ich es an: „Bei mir kommt eine gewisse Gereiztheit an – kann das sein?“ Und dann: „Wie kommt es dazu?“ Ich stelle offene Fragen, bleibe bei den Signalen meines Gegenübers und vertraue auf meine Wahrnehmung. Wichtig ist, sich nicht abschrecken zu lassen, sondern durch echtes Interesse und Nachfragen den Konflikt zu identifizieren und auf die gleiche Weise zu einer gemeinsamen Lösung zu finden.
Häufige Fehler im Rollenspiel
Selbst erfahrene Führungskräfte tun sich in solchen Gesprächen schwer. Häufige Fehler:
- Monologe halten
- Appellieren oder Druck aufbauen
- Emotionale Signale des Gegenübers ignorieren
Manche merken, dass das Gespräch in eine falsche Richtung läuft, wissen aber nicht, wie sie es drehen können – und verschenken so eine große Chance.
Ein häufiger Grund:
Keine oder unzureichende Vorbereitung.
Für viele fühlt sich dieses Gespräch an wie das erste Vorstellungsgespräch ihres Lebens.
Und auch wer gut vorbereitet ist, braucht meist Übung: in der Gesprächssituation, im Umgang mit dem Druck und im inneren Wunsch, zu überzeugen.
Ich selbst habe rund zehn Jahre Konfliktgespräche als Rollenspieler begleitet und bringe acht Jahre Improvisationstheatererfahrung mit. Meine Gesprächstechnik habe ich von einem Psychologen gelernt.
Mein Ziel als Rollenspieler:
Mein Gegenüber gezielt aus der Komfortzone holen – nicht aus Böswilligkeit, sondern damit die Kommission wirklich etwas beobachten kann.
Manche Bewerber brauchen dafür nur wenig Reibung – andere mehr.
Worauf achtet die Kommission?
Auf deine Reaktion unter Stress:
• Hast du noch Gesprächswerkzeuge in deinem Repertoire?
• Bleibst du emotional stabil oder wirst du provoziert?
Fazit und deine Chance zur Vorbereitung
Das Konfliktgespräch gehört zu den herausforderndsten Elementen in Auswahlverfahren. In all den Jahren habe ich hunderte Gespräche erlebt – wirklich überzeugend waren nur wenige.
Aber das bedeutet auch:
Wer sich gut vorbereitet und die Prinzipien des Konfliktgesprächs versteht, hat echte Chancen, positiv hervorzustechen.
Ich könnte noch so viel mehr über Konfliktgespräche erzählen. Vielleicht schreibe ich bald einen weiteren Artikel. Gibt es Aspekte, die dich besonders interessieren? Dann schreib mir gerne über das Kontaktformular.
Üblicherweise bekommst du nach Konfliktgesprächim Bewerbungsprozess kein Feedback. Bei mir schon – von jemandem mit echter Praxiserfahrung. Nutze mein Angebot für ein kostenloses Erstgespräch zum Thema Konfliktgespräch im Auswahlverfahren. Gemeinsam schauen wir uns deine Situation an und klären, ob und wie ich dich am besten unterstützen kann.