Familienstand im Lebenslauf – ja oder nein?
Fragst du dich, ob du deinen Familienstand in den Lebenslaufaufnehmen solltest? In diesem Artikel erfährst du:
- ob der Familienstand in deinem Lebenslauf stehen sollte,
- welche Gründe dafür sprechen, ihn aufzunehmen,
- wo er platziert wird, wenn du ihn aufnimmst,
- wie du ihn formulierst, wenn du ihn aufnimmst.
Was bedeutet Familienstand – und was zählt dazu?
Der Familienstand beschreibt deinen rechtlich definierten personenstandsrechtlichen Status. Es geht also darum, in welcher gesetzlich geregelten Beziehung du aktuell stehst – zum Beispiel ob du ledig oder verheiratet bist. Für deinen Lebenslauf gilt: Diese Angabe ist freiwillig. Es gibt keine Vorschrift, die dich dazu verpflichtet.
Diese Begriffe sind üblich – und diese nicht
„Ledig“ und „verheiratet“ als Standard
Formulierungen wie ledig, verheiratet, geschieden oder verwitwet sind formal korrekt. In der Bewerbungspraxis haben sich jedoch vor allem zwei Bezeichnungen durchgesetzt:
Warum „geschieden“ oder „verwitwet“ meist unnötig sind
Angaben wie „geschieden“ oder „verwitwet“ sind erlaubt, bringen aber normalerweise keinen Mehrwert. Vielmehr bieten sie Raum für persönliche Deutungen, die im Bewerbungsprozess nichts verloren haben. Deshalb empfehle ich dir, sie wegzulassen.
„Getrennt lebend“ – kein Thema für den Lebenslauf
„Getrennt lebend“ ist ein rechtlich relevanter Zustand innerhalb einer bestehenden Ehe (§ 1567 BGB, Bürgerliches Gesetzbuch), aber kein eigenständiger Familienstand – und gehört deshalb nicht in deinen Lebenslauf. Er deutet eine private Umbruchsituation an, die im Bewerbungsprozess keine Rolle spielt und unnötige Interpretationen beim Leser auslösen kann. Dieser könnte z. B. vermuten, dass ein Umzug bevorsteht oder du emotional stark gebunden bist. Daher mein Rat: Stell dich im Lebenslauf in deiner beruflichen Rolle vor – nicht in einer privaten Übergangsphase.
Diese Angaben solltest du lieber weglassen
Darüber hinaus gibt es einige Angaben, die gut gemeint sind, aber nicht in den Lebenslauf gehören:
- „in fester Beziehung“
- „verlobt“
- „alleinerziehend“
- emotionale Zusätze wie „glücklich verheiratet“ oder „geschieden, aber freundschaftlich verbunden“
Diese Aussagen sind weder rechtlich relevant noch zielführend für deine Bewerbung. Sie geben persönliche Einblicke, die mit deiner Eignung für die Stelle nichts zu tun haben.
Symbole, Icons & Emojis? Besser nicht.
Auch auf grafische Spielereien solltest du verzichten: Symbole wie 💍 oder 👨👩👧 wirken im Lebenslauf meist unprofessionell oder verspielt, können auch uneindeutig sein und missinterpretiert werden. Obwohl einige moderne Vorlagen damit arbeiten, kann das dazu führen, dass deine Bewerbung nicht ernstgenommen wird.
Kinder im Lebenslauf angeben?
Die Angabe von Kindern im Lebenslauf ist freiwillig und gehört nicht zum Familienstand im engeren Sinne. Du kannst sie aufnehmen, wenn du den Eindruck hast, dass sie dein Profil positiv abrundet – zum Beispiel in sozialen Berufen oder bei familiennahen Einrichtungen. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, das Alter der Kinder in Klammern dazuzuschreiben (z. B. „verheiratet, 2 Kinder (6 und 9 Jahre)“), um zu zeigen, dass sie aus dem Kleinkindalter heraus sind und du organisatorisch gut aufgestellt bist. In allen anderen Fällen ist es völlig in Ordnung, diese Information wegzulassen. Entscheidend ist, ob du die Anforderungen der Stelle zuverlässig erfüllen kannst – und das in deinem Lebenslauf klar hervorhebst.
Eltern und ihre Berufe – sinnvoll oder veraltet?
Die Angabe deiner Eltern und ihrer Berufe war früher üblich. Spätestens seit dem Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) 2006 hat sich jedoch die Praxis etabliert, im Lebenslauf nur noch Informationen aufzuführen, die für die Beurteilung der fachlichen und persönlichen Eignung relevant sind. Dazu zählen: Name, Kontaktdaten, Ausbildung, Berufserfahrung, Qualifikationen. Nicht mehr dazu gehören: Religion, Geburtsort, Staatsangehörigkeit – und eben auch Angaben über die Eltern.
Empfehlenswert ist die Angabe nur, wenn sich daraus ein klarer fachlicher oder persönlicher Bezug ergibt. Zum Beispiel:
- wenn du dich im Familienbetrieb bewirbst,
- wenn der elterliche Beruf deinen Werdegang nachvollziehbar geprägt hat – etwa, weil dein Vater als Bauleiter gearbeitet hat und du dich heute für eine Ausbildung, ein duales Studium oder eine Stelle im Bauwesen bewirbst.
- oder wenn du dich bei einem kirchlichen oder sozialen Träger bewirbst, wo familiäre Werte stärker gewichtet werden.
Auch im pädagogischen Bereich kann die Information sinnvoll sein, wenn du gezielt ein Bild von Verlässlichkeit, Verwurzelung oder sozialer Verantwortung vermitteln möchtest.
Wo im Lebenslauf steht der Familienstand?
Wenn du dich dafür entscheidest, den Familienstand in deinen Lebenslauf aufzunehmen, dann gehört die Information klassisch in den oberen Bereich – zu den Persönlichen Daten. Dort stehen in der Regel auch Name, Geburtsdatum, Kontaktdaten und gegebenenfalls die Staatsangehörigkeit.
Eine typische Darstellung sieht so aus:
Denk daran: Alles, was du in deinen Lebenslauf aufnimmst, vermittelt ein Bild von dir. Und jede Angabe sollte zur Position passen – und zu der Wirkung, die du mit deiner Bewerbung erzielen willst.
Vermeide unnötigen Interpretationsspielraum
Je mehr freiwillige Angaben du machst, die keinen direkten Bezug zu deiner Qualifikation haben, desto mehr Interpretationsspielraum öffnest du – besonders bei Ausschreibungen, in denen Arbeitgeber kritisch auswählen. Angaben wie „ledig“ oder „verheiratet“ können unbewusst mit bestimmten Vorstellungen verknüpft werden – zum Beispiel: „ledig = flexibel, mobil“ oder „verheiratet =sesshaft, möglicherweise weniger verfügbar“. Auch die Angabe von Kindern könnte fälschlicherweise als Hinweis auf eingeschränkte Flexibilität gedeutet werden.
Diese Deutungen sind nicht objektiv belegbar – können im Auswahlprozessaber trotzdem eine Rolle spielen, auch wenn sie nie offen angesprochen werden. Welche Wirkung entsteht, hängt stark von der Branche, der Unternehmenskultur und der persönlichen Haltung der Verantwortlichen ab. Deshalb lohnt es sich, den Fokus im Lebenslauf ganz bewusst auf das zu richten, was für die Position wirklich zählt: Qualifikation, Motivation, berufliche Ausrichtung. Alles Weitere klärt sich im persönlichen Gespräch – nicht in einer Zeile Lebenslauf.
Wann kann es sinnvoll sein, den Familienstand anzugeben?
Vielleicht fragst du dich: Gibt es überhaupt gute Gründe, den Familienstand im Lebenslauf aufzuführen? Die Antwort lautet: Ja – aber nur in bestimmten Kontexten.
Du kannst die Angabe bewusst strategisch nutzen, um gezielt mit den Deutungen zu spielen, die beim Leser entstehen. Denn auch wenn der Familienstand objektiv nur eine Information ist – er wird oft emotional oder kulturell interpretiert.
„Ledig“ wird häufig mit Mobilität, Flexibilität und geringeren familiären Verpflichtungen assoziiert. In Berufen mit hoher Reisetätigkeit oder wechselnden Einsatzorten – etwa in der Beratung oder im Projektgeschäft – kann das unterbewusst positiv wirken.
„Verheiratet“ wiederum wird eher mit Sesshaftigkeit, Verlässlichkeit und einem gewissen traditionellen Wertesystem verbunden. Das kann insbesondere in konservativeren Branchen (z. B. Verwaltung, öffentlicher Dienst, Banken) oder in Regionen mit starker Verwurzelung (etwa im Süden Deutschlands) hilfreich sein. Auch in sozialen oder kirchlichen Einrichtungen, wo Familie und Werteorientierung eine Rolle spielen, kann die Angabe einen stimmigen Eindruck vermitteln.
Wenn du zusätzlich „2 Kinder (9 und 14 Jahre)“ oder Ähnliches angibst, kannst du diesen Eindruck noch verstärken – aber nur, wenn es wirklich zu deinem Ziel passt. Beachte dazu auch meine Hinweise weiter oben im Artikel.
Ich spreche hier keine pauschale Empfehlung aus. Vielmehr gilt: Mach dir ein möglichst klares Bild von der Arbeitskultur - zum Beispiel über die Website, die Stellenausschreibung oder Gespräche mit Menschen, die dort arbeiten.
Wenn du den Eindruck hast, dass dein Familienstand dir einen echten Vorteil verschaffen könnte, gib ihn an. Wenn du unsicher bist oder länger überlegen musst, lass ihn lieber weg.
Denn am Ende bleibt: Die Wirkung entsteht im Kopf des Betrachters – und das kann im Zweifel auch nach hinten losgehen.
Internationale Bewerbungen im DACH-Raum
Und wie sieht es in anderen Teilen des deutschsprachigen Raums aus – zum Beispiel in Österreich oder der Schweiz? Auch dort ist die Angabe des Familienstands im Lebenslauf freiwillig und wird standardmäßig nicht mehr erwartet.
Bei englischsprachigen Bewerbungen an internationale Unternehmen im DACH-Raum (z. B. Konzerne mit Hauptsitz in Deutschland oder der Schweiz) wird der Familienstand ebenfalls in der Regel nicht genannt. Das entspricht den internationalen Gepflogenheiten. Auch hier gilt: Verzichte auf die Angabe, sofern kein klarer Vorteil erkennbar ist.
Fazit: Familienstand im Lebenslauf – ja oder nein?
Ob du deinen Familienstand im Lebenslauf angibst, ist deine Entscheidung – und hängt vom Einzelfall ab. Hier die zusammengefassten Antworten auf die vier zentralen Fragen dieses Beitrags:
Sollte der Familienstand im Lebenslauf stehen?
Nein, eine Pflicht dazu gibt es nicht. Die Angabe ist freiwillig – und nur dann sinnvoll, wenn sie dir erkennbar nützt.
Welche Gründe sprechen dafür, ihn aufzunehmen?
Wenn du mit der Angabe gezielt einen bestimmten Eindruck erzeugen willst – zum Beispiel „ledig = flexibel“ oder „verheiratet = sesshaft, werteorientiert“ – kann das in bestimmten Branchen oder Regionen strategisch klug sein.
Wo wird der Familienstand platziert?
Üblicherweise steht er bei den persönlichen Daten – direkt unter Name, Geburtsdatum und Kontaktinformationen.
Wie formulierst du den Familienstand richtig?
Halte es knapp und sachlich – etwa „ledig“ oder „verheiratet“. Zusätzliche Angaben wie Kinder nur dann, wenn sie zum Werteprofil und zur Unternehmenskultur des Arbeitgebers passen und den Eindruck unterstützen, den du beim Arbeitgeber gezielt erzeugen willst.
Mein Tipp:
Konzentriere dich im Lebenslauf auf das Wesentliche: berufliche Orientierung, Qualifikationen und Motivation. Wenn du damit überzeugst, fragt niemand nach deinem Beziehungsstatus.
Nächster Schritt: Lebenslauf professionell gestalten
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Autorenprofil: Wer ich bin und mein Angebot an dich
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